Die Gristower Kirche ist in ihrer heutigen Bauweise um 1280 begonnen worden. Es muss aber einen Vorgängerbau gegeben haben, da sich Gristow als Ortsname von „Ort der Taufe“ ableitet und der historische Taufstein auf die Zeit um 1250 datiert wird.
Als Rügensche Festlandbesitzung unterlag Gristow der Christianisierung durch das Kloster Roskilde, Dänemark. Vermutlich ist der Taufstein auch von dort gekommen. So sind auf Lolland viele Vergleichsstücke zu finden. Auch der Grabstein an der Südseite der Kirche, gewidmet dem Armeleuteprediger Lobesteen, verstorben 1403, lässt die Verbindung zu Roskilde zu.
Der sehr großzügig bemessene Bau hat seine Begründung in dem Fürstensitz zu Gristow (Nebenlinie der Fürsten zu Rügen) und auf die damalige Bedeutung als Handelsweg und Zollstation.
Offensichtlich ist die Fertigstellung der Kirche durch den Einsturz der Süd- und teilweise der Ostwand verzögert worden. 1298 und 1306 gab es sehr große Fluten, die dem Land mächtig zu schaffen machten, und erst seit dieser Zeit gibt auch das Wasser der Gristower Wiek. Zuvor war hier nur ein kleiner Bach, der auch heute noch nachweisbar ist.
Mit den Fluten wurde auch die Handelsstraße zerstört, und Gristow verlor an Bedeutung.
Nach dem Hochwasser 1396 war der Ort nur noch eine bedeutungslose Randgemeinde, der Handelsweg erhielt den jetzigen Bundesstraßenverlauf und Kowall wurde Zollstation. Kowall gehört wie Gristow heute zur Gemeinde Mesekenhagen.
Dennoch, der Bau der Kirche sollte zu Ende geführt werden, und so konnte die Kirche dann vermutlich 1359 gerichtet werden. Die Dachbalken wurden 1358 geschlagen.
Die beabsichtigten Gewölbe blieben aus. Eine einfache Kirche mit gerader Decke wurde in den Dienst gestellt.
Als Verwaltungsgemeinde und Zentrum des Landes Gristow war eine Bedeutung des Ortes dennoch geblieben.
Die Herren zu Gristow verkauften viele Liegenschaften an die Stadt Greifswald, die auch das Patronat der Kirche übernahm. Zur Gründung der Greifswalder Universität wechselte das Patronat für einige Jahrzehnte an die Greifswalder Universität, die später die Rückübertragung an den Magistrat von sich aus wieder vornahm.
Durch Ländereien und damit Einnahmen reich gesegnet, wurde die Kirche nach und nach ausgestattet.
Berichtet wird von einem großen, gotischen Flügelaltar mit 40 vergoldeten Figuren, einem späteren Barockaltar, von dem noch drei über 1 Meter große Skulpturen in Berlin und Greifswald erhalten sind sowie über eine lebensgroße Triumphkreuzgruppe (der Gekreuzigte – heute in der Gefallenenkapelle in der Marienkirche Greifswald; Maria und Johannes, im Fundus der Theologischen Fakultät Greifswald). Auch eine Orgel hatte die Kirche, die aber 1780 schon als schlecht und hinfällig beschrieben wird. Der kleine Holzturm an der Kirche beherbergte drei Glocken, von denen zwei im Dreißigjährigen Krieg so beschädigt wurden, dass sie nicht mehr brauchbar waren.
Als der hölzerne Fachwerkturm wegen Schäden um 1695 abgebrochen werden musste, entstand ein Glockenstuhl auf dem Kirchhof für 2 Glocken – die noch brauchbare und eine im Jahr 1703 neu gegossene Glocke. Letztere wurde im 1. Weltkrieg an das Reichskriegsministerium abgegeben (zwangsläufig), die kleinere dann Ende des 19. Jh. in Stettin bei Voss umgegossen. Heute ist letztere als kleine Glocke im Gebrauch, 1998 wurde in Lauchhammer eine neue Glocke gegossen, die als die große Glocke das Jahr 1999 einläutete.
1820 wurde nach langem Drängen und Planen der Auftrag für den Bau einer neuen Orgel an den Berliner Orgelbaumeister Johann Simon Buchholz vergeben.
Nachdem schon um 1790 das Kirchendach neu gedeckt wurde (vorher Mönch/Nonne, jetzt Biber), begann Pastor Philipp Michels 1854 mit der Gesamtinstandsetzung der Kirche.
Nach äußeren Arbeiten – bis hin zur Neugestaltung der Fenster als gusseisernes Maßwerk – wurde 1856/58 die gesamte Inneneinrichtung im neogotischen Stil erneuert.
Auch das 1765 durch Blitzschlag abgebrannte und notdürftig wiedererrichtete Pfarrhaus wurde an anderer Stelle mit den Wirtschaftsgebäuden neu errichtet.
Die Jahre ziehen dahin, und durch die Zeit und den Verschleiß war es ca. 150 Jahre später notwendig, wieder stärker in die Bausubstand einzugreifen. Ausschlaggebend war der in den Jahren 1839 bis 1842 neu errichtete steinerne Kirchturm.
Gerade der Spitzhelm hatte seine Lebenszeit erreicht, das Holz wurde schlecht, das Kupfer der Bedachung war schadhaft und durch Krieg und spätere Materialknappheit nicht fachgerecht reparierbar.
Im Jahre 1996 gründete sich der Förderverein zur Erhaltung der Kirche Gristow e. V. Umfangreiche Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen wurden durchgeführt.
Auch die Inneneinrichtung wurde den heutigen Möglichkeiten und Bedürfnissen mehr angepasst. Was erhalten und historisch wiederhergestellt werden konnte, ist als Brücke zwischen Gestern und Heute berücksichtigt.
Damit ist die Kirche Gristow zwar kein Museum, aber ein Raum und ein Haus der Verantwortung und dem Gedächtnis der Altvorderen entsprechend und der heutigen Zeit ein verpflichtender Ort der Stille und Besinnung, Ort der Anbetung und zugleich Kommunikationspunkt der vielfältigsten Art.
Manch einer entzündet eine Kerze des Gedenkens, der Hoffnung und der Besinnung oder einfach nur der Dankbarkeit. Viele klettern den Turm mit seinen ca. 141 Stufen hinauf und genießen die wunderbare Sicht über die Gristower Wiek, bei gutem Wetter bis Greifswald und bis Rügen.
Gristow – Liste der früheren Pastoren
1 Bolen Behrendt 1566 – 1616
2 Meier Joachim 1616 – 1660
Schwiegersohn Bolen
3 Zarnikow Georg 1660 – 1694
früher Küster von St. Nikolai Stralsund
4 Balthasar Augustin 1695 – 1732
Schwiegersohn von Zarnikow
5 Balthasar Augustin 1732 – 1776
Sohn des Letzten
6 Liborius Karl Benjamin 1772 – 1802
7 Dabis Johannes Nicolaus (Magister) 1803 – 1850
8. Michels Philipp 1849 – 1873
Schwiegersohn des Liborius
9 Hasert Johann Rudolph 1873 – 1877
10 Dabis Otto 1878 – 1893
11 Dabis Otto 1894 – 1935
Sohn des Letzteren
12 Eger Hans 1935 – 1945
13 Bobath 1945 – 1946
14 Braun 1946 – 1949
15 Stauske Karl 1949 – 1966